Kann Norwegen ein digitales Entwicklungsland werden?

John Kårikstad
Geht für jede NOR Krone, die in 5 Jahren an Digitalisierungsmaßnahmen gespart wird, jeweils 10 Kronen an geringerer Wertschöpfung verloren? Wenn das so ist, ist das eine schlechte Nachricht für Norwegen.

Die norwegische Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Phase der Unsicherheit, wie das niedrigste Niveau des finanziellen Vertrauens in der Geschichte des Erwartungsbarometers von Finans Norge zeigt. Die Verbraucher*innen werden bei ihren Ausgaben vorsichtiger, was zu Unsicherheiten bei den Unternehmen führt, die nun Kostensenkungsmaßnahmen ergreifen, um die ungewisse Zukunft zu meistern.

Sicher ist, dass die Digitalisierung in der Gesellschaft immer weiter voranschreitet. Dies ist eine Gewissheit, die Unternehmen nicht übersehen sollten, und Investitionen in die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Dienstleistungen in Norwegen sind für den künftigen Erfolg entscheidend.

Warum investieren dann nicht mehr Unternehmen in Norwegen in die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Dienstleistungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und vom digitalen Zeitalter zu profitieren?

Anlass zur Sorge

Laut dem von Abelia (Verband für Technologie- und Wissensunternehmen in Norwegen) im August 2022 veröffentlichten Transformationsbarometer gerät Norwegen bei der Digitalisierung ins Hintertreffen und läuft Gefahr, seinen Wettbewerbsvorteil zu verlieren und hinter anderen Industrieländern zurückzufallen.

Der Bericht zeigt einen Rückgang bei der Nutzung neuer Technologien und der Digitalisierung in Unternehmen, was zu einem Abrutschen in der Rangliste auf Platz 11 führt, nachdem das Land zuvor ganz oben stand. Darüber hinaus ist Norwegen das Schlusslicht in der nordischen Region und liegt international auf Platz 13, was die Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen angeht.

Der aktuelle Stand der Digitalisierung in Norwegen ist besorgniserregend, da er das Innovationstempo und die Wettbewerbsfähigkeit der norwegischen Unternehmen gefährdet. Auch die mangelnden Fortschritte bei der digitalen Transformation des öffentlichen Sektors, die sich in der Abschaffung des Postens des Digitalisierungsministers und der Umbenennung des für die Digitalisierung der öffentlichen Dienste zuständigen Ministeriums zeigen, sind ein besorgniserregender Hinweis auf die Prioritäten der Regierung in diesem Bereich.

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Die vierte industrielle Revolution

Führungskräfte, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor, müssen erkennen, dass digitale Lösungen und neue Technologien für den künftigen Erfolg unerlässlich sind. Investitionen in die Digitalisierung sind in allen Branchen entscheidend, um die Effizienz zu steigern, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und Kunden zu binden.

Wird nicht erkannt, dass wir uns mitten in der vierten industriellen Revolution befinden und dass es notwendig ist, sich auf neue digitale Technologien zu konzentrieren, können verpasste Chancen und langfristige Nachteile die Folge sein.

Das Online-Shopping ist ein Paradebeispiel für die Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Laut der Prognose von Virke (Spitzenorganisation der Handels- und Dienstleistungsbranche und das Bindeglied zwischen Arbeitgebern und Behörden) stellt der November 2022 den Höhepunkt des Online-Shoppings dar. Einzelhändler*innen, die jetzt in Online-Plattformen investieren, werden somit besser positioniert sein, um profitabel und wettbewerbsfähig zu bleiben, insbesondere gegenüber der internationalen Konkurrenz.

Disruption und Umbruch

Gleichzeitig entsteht eine Generation von „Digital Natives“, die in wenigen Jahren den Löwenanteil der Kundenbasis der Stores ausmachen werden. "Warum haben wir beim Online-Shopping nicht mehr getan?" ist eine Frage, die ein Top-Manager lieber nicht stellen möchte, wenn der digitale Handel zum bevorzugten Einkaufskanal geworden ist und die Verkaufszahlen einbrechen. Wir als Verbraucher*innen sind es, die für Disruption und Umbruch sorgen. Wir erwarten die besten digitalen Nutzer*innenerlebnisse, egal ob wir in (Online-)Shops einkaufen, studieren, Steuererklärungen prüfen oder Elternzeit beantragen. Dies sind digitale Lösungen, von denen wir erwarten, dass sie nahtlos, personalisiert, effizient und nicht zuletzt sicher in der Anwendung sind. Wenn wir das Digitalisierungstempo nicht erhöhen, könnte Norwegen im Vergleich zum Rest der industrialisierten (digitalisierten) Welt allenfalls zu einem digitalen Entwicklungsland werden. Also zurück zu meiner Frage: Geht für jede NOR Krone, die in 5 Jahren an Digitalisierungsmaßnahmen gespart wird, jeweils 10 Kronen an geringerer Wertschöpfung verloren? Definitiv!